Das Pflegeprozessmodell nach Professor Monika Krohwinkel

Im Pflegeprozessmodell wird der Prozess als individueller Problemlösung- und Beziehungsprozess definiert. Es besteht aus vier Phasen:
• Erhebung= Pflegeanamnese
• Planung= Pflegeziele
• Durchführung= Umsetzung der Pflegeplanung
• Auswertung= Evaluation vor dem Hintergrund einer „ SOLL-IST-ANALYSE“ und dem Feedback.
Unsere Aufgabe ist es, anhand dieses Rahmenkonzepts und daraus entwickelten Biographien, Pflegeanamnesen/- Diagnosen, eine individuelle angemessene Pflege zu planen, eine individuelle fachliche Pflege zu erbringen und die Wirksamkeit der geplanten Pflegemaßnahmen zu evaluieren.
Das Pflegemodell nach Krohwinkel ist ein bedürfnisorientiertes Pflegemodell, welches in 13 Bereiche (AEDLs) gegliedert wurde.

Die 13 AEDLs

Die 13 AEDLs nach Krohwinkel betrachten folgende Bereiche des Lebens:
KOMMUNIZIEREN - Man fördert die Beziehung und unterstützt die Kommunikation. Die Bewusstseinslage die Orientierung in Bezug auf Personen, Zeit und Raum gehören ebenso wie die Fähigkeiten sich mündlich und schriftlich mitzuteilen dazu. Auch Mimik, Gestik und Ausdruck von Gefühlen fallen in den Bereich des Kommunizierens, weiterhin das Verstehen und Erkennen verbaler und schriftlicher Informationen. Das Pflegepersonal muss überlegen welche Hilfsmittel sie zur Unterstützung der Patienten/ Klienten benötigen.
SICH BEWEGEN – Man fördert die allgemeine Beweglichkeit und gibt Hilfen z. B. beim Lagewechsel, Aufstehen, Sitzen und Gehen. Durch regelmäßiges Training sollen vorhandene Ressourcen erhalten und gefördert werden. Durch regelmäßige Lagerung soll die richtige Körperhaltung gewährleistet werden. Der Umgang mit Kontrakturen, Dekubitalgeschwüren und lagerungsbedingten Ödembildungen gehören ebenso in den Lebensbereich.
VITALE FUNKTIONEN DES LEBENS AUFRECHTERHALTEN – Man fördert die Atemfähigkeit, den Kreislauf sowie die Wärmeregulation. Hierzu gehört z. B. Atemverhalten, Husten, Verschleimung, Atemgeräusche und Atemnot. Zur Kreislaufsituation gehören z. B. Blutdruck, Puls und Durchblutung. Weiterhin gehört zur Wärmeregulation z. B. Schwitzen, Frieren, Fieber.
SICH PFLEGEN – Die individuelle Körperpflege wird gefördert und unterstützt. Hierbei wird durch die Pflegeperson auf den Hautzustand, die allgemeine Hautpflege z. B. Kosmetikprodukte und die spezielle Hautpflege geachtet. Beim Waschen achtet die Pflegeperson darauf ob sich jemand selbständig waschen kann oder dabei Hilfe benötigt. Es wird dabei die Pflege im Hinblick auf die einzelnen Körperbereiche unterschieden z. B. Intimbereichspflege, Mund-/ Nase-/ Augen-/ Nagel-/ Haarpflege. Weiterhin muss auf Rötungen, Hautdefekte, Schwellungen, Ödem und Infektionen geachtet werden.
ESSEN UND TRINKEN – Der Patient / Klient wird bei den individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten in Bezug auf Essen und Trinken unterstützt. Dabei wird darauf geachtet inwieweit der Patient noch in der Lage ist, selbständig zu essen und zu trinken. Man beachtet die Menge der Nahrungsaufnahme, den Appetit und das Geschmacksempfinden des Pflegebedürftigen, sowie die Art der Nahrungszubereitung z.B. passierte Kost, Diäten, Sondenkost. Beim Trinken achtet man darauf wie die Flüssigkeit aufgenommen wird und wie groß die Trinkmenge ist. Der Zahnstatus, das Zahnfleisch und die Zahnprothese spielen bei der Nahrungsaufnahme eine große Rolle. Die Koordination von Kauen und Schlucken sind ebenso zu berücksichtigen wie die Verträglichkeit von Speisen und Getränken. Z. B. Allergien
AUSSCHEIDEN – Hierbei steht die Förderung von Kontinenz im Fordergrund. Bei Stuhl- und Harninkontinenz werden durch Toilettentraining, wenn es möglich ist, vorhanden Ressourcen gefördert. Es werden Pflegehilfen zur Bewältigung individueller Inkontinenzprobleme gegeben. Dabei wird bei der Urinausscheidung auf Menge, Rhythmus, Geruch, Inkontinenz, Miktionsstörungen, Harnverhalten und Harnwegsinfektionen geachtet. Bei der Stuhlausscheidung wird ebenso auf Menge, Rhythmus, Inkontinenz sowie Opstipation und Diarrhöe geachtet.
SICH KLEIDEN – Hierbei achtet man auf die individuellen Bedürfnisse bezüglich der Kleidung z.B. Kleidung tags und nachtsüber. Auch die Unterstützung beim An-und Auskleiden gehört dazu.
RUHEN UND SCHLAFEN – Pflege leistet Unterstützung bei den individuellen Ruhe- und Erholungsbedürfnissen. Die Pflegeperson versucht einen physiologischen Schlaf- Wach- Rhythmus zu fördern und unterstützt die Pflegenden bei der Bewältigung von Schlafstörungen. Entsprechend der Störungen werden Maßnahmen im täglichen Leben ergriffen, um einen gesunden Schlaf zu ermöglichen. Dabei wird auf die Schlafqualität, Schlafdauer und Schlafzeiten geachtet.
SICH BESCHÄFTIGEN – In diesem Bereich spielen Tagesgestaltung, Hobbys und Interessen eine Rolle. Wenn der Wunsch besteht, einen Spielenachmittag o.ä. zu veranstalten wird dies von den Pflegefachkräften organisiert und umgesetzt. Auch Aktivitäten mit anderen Personen z. B. Physiotherapeuten, Logopäden und Angehörigen fallen hier mit rein. Entsprechend den Interessen, Gewohnheiten und dem Charakter der Patienten/ Klienten sollen die Menschen zusammengeführt und Veranstaltungen mit ihnen organisiert werden.
SICH ALS MANN ODER FRAU FÜHLEN UND VERHALTEN – Die Pflegearbeit soll ein positives und lebensbejahendes Selbstempfinden der Patienten/ Klienten als Mann oder Frau fördern. Man muss in der Pflege die Sexualität des Menschen akzeptieren. Durch den intensiven Kontakt zu den Pflegebedürftigen erlebt man die Krisen mit, die ältere Menschen durch den Verlust ihrer Jugend oder des Partners sowie die Einsamkeit durchleben.
FÜR EINE SICHER UMGEBUNG SORGEN – Die allgemeine Selbstpflegefähigkeit des Menschen soll gefördert werden. Man unterstützt sie im Bereich einer sicheren Lebensführung. Neben der Haushaltsführung gehört dazu auch die psychische Sicherheit. So unterstützt man die Patienten/ Klienten z. B. bei der Wohnraumgestaltung. Es wird versucht sie vor Verletzungen und Einschränkungen zu schützen und überlegt zusammen mit ihnen welche Orientierungshilfen für sie dienlich sind.
SOZIALE BEREICHE DES LEBENS SICHERN – Hierbei unterstützt man ältere Menschen darin, bestehende Beziehungen aufrechtzuerhalten.
MIT EXITENSIELLEN ERFAHRUNGEN DES LEBENS UMGEHEN – Die Pflegeperson unterstützt und begleitet die Patienten/ Klienten in der Auseinandersetzung mit existenziellen Erfahrungen wie z. B. Angst, Tod, Sterben, Trauer, Ungewissheit und Isolation. Pflege unterstützt aber auch bei Integration, Hoffnung, Wohlbefinden und Lebensfreude. Auch der Glaube, die Religion und Erfahrungen spielen hierbei eine Rolle. Nach Krohwinkel formt jeder Mensch ein Lebensmuster, um seine grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen. Es trägt dazu bei, den Menschen gesund zu erhalten. In den Situationen wo es ihm nicht möglich ist, nach diesem für ihn zufrieden stellenden und seine Gesundheit fördernden Lebensmuster zu leben, greift der Pflegende mit Ersatzmaßnahmen ein. Der Verantwortungsbereich der Pflege ist eng verknüpft mit den Aktivitäten eines Patienten/ Klienten zur Wahrnehmung seiner Grundbedürfnisse. Der Pflegende hat die Aufgabe, die Handlungen durchzuführen, die der Patient selbst durchführen würde, wäre er dazu in der Lage.